August 2007 Umweltbrief.org + Brunsbüttel, Krümmel - Störfall Vattenfall + Atomkraftwerke jetzt abschalten! + Stromkartell: Billig produzieren, teuer verkaufen + Keine Strompreiserhöhungen bei Ökostrom + Im Polarmeer droht ein neues Tschernobyl + Den Atomkraftwerken geht die Energie aus Brunsbüttel, Krümmel - Störfall Vattenfall __________________________________________ Nach der jüngsten Pannenserie in den Vattenfall-Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel stehen die Betreiber von Atomkraftwerken in der Kritik. Der ehemalige Sicherheitsingenieur eines solchen Kraftwerks berichtet über mangelnde Instandhaltungsarbeiten und fehlendes Know-How in der Branche. Die Kieler Atomaufsicht prüft mögliche Auflagen für den Reaktor in Krümmel. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert gar, ältere Meiler vorzeitig abzuschalten. In den drei deutschen Siedewassereaktoren Brunsbüttel, Krümmel und Gundremmingen hat es zwischen 1987 und 1999 Explosionen gegeben, deren Hintergründe der Öffentlichkeit bis heute nicht bekannt sind. Bisher geheim gehaltene Dokumente der deutschen Atomwirtschaft zeigen, dass Experten schon früh vor den Risiken von Wasserstoffdetonationen gewarnt haben - ohne dass die Kraftwerksbetreiber adäquat darauf reagierten hätten. Seit Jahren keine Investitionen mehr Ein ehemaliger Sicherheitsingenieur eines deutschen Kernkraftwerks kritisiert die Betreiber: Seit dem Regierungsbeschluss, in Deutschland aus der Atomenergie auszusteigen, würde "das Höchstmögliche" aus den Anlagen herausgeholt. Für vorbeugende Instandhaltungen stehe kein Geld mehr zur Verfügung. "Das Sagen haben die Kaufleute, die nur darauf aus sind, möglichst viel Gewinn aus den Anlagen rauszuholen, was aber betriebswirtschaftlich eine Dummheit ist. Denn wenn mehr Schadensfälle auftreten, sind die Stillstände länger, und das kostet dann richtig Geld." Dabei machen Vattenfall & Co ca. 30 Millonen Euro pro Monat mit einem alten Atomkraftwerk! "Bei dem Ereignis musste zur Beherrschung die dritte von drei Sicherheitsebenen zum Einsatz kommen", steht in einem internen Vermerk einer Krisensitzung der Atomaufsicht Kiel. Im Klartext: Im Kernkraftwerk Krümmel konnte man die Lage vor Ort gerade eben noch beherrschen, bevor Norddeutschland, Dänemark etc. einen Supergau erleben! Tatsächlich werden in deutschen Kernkraftwerken fast jeden zweiten Tag meldepflichtige Vorfälle registriert. Auch das schwedische Atomkraftwerk Forsmark (Vattenfall) entging im vergangenen Sommer nur knapp einem GAU. Seit mehr als 20 Jahren sei nicht mehr in Atomkraftwerke investiert worden, meint ein ehemaliger Sicherheitsingenieur eines Atomkraftwerks. Außerdem sei den Betreibern die Kompetenz abhanden gekommen. Mehr bei http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/9/0,1872,5568521,00.html http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,496024,00.html http://www.heise.de/tp/blogs/2/93400 Kinder neben Atomkraftwerken erkranken öfter an Leukämie. Meta-Analyse ergibt: Krebsrisiko um 24% höher. http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=070720027 Gefährliche Fehlkonstruktion in deutschen Atomkraftwerken: Brände können zum Super-GAU führen! Mehr bei http://www.ippnw.de/article/Gefaehrliche_Fehlkonstruktion.html Atomkraftwerke jetzt abschalten! ________________________________ Überall stehen sie herum, diese überalterten Atomschrottwerke - Zeitbomben für Landschaften und Ballungzentren, in den fast jeden zweiten Tag meldepflichtige Vorfälle registriert werden. Die Atomindustrie ist unzuverlässig; Wegen des bevorstehenden Atomausstiegs wird von den Betreibern (Stromkartell) auch nichts mehr investiert, weder an Kompetenz, noch an Material. Für viele der alten Atommeiler gibt es nicht mal mehr Ersatzteile. Und im Sommer können sie wegen der zu warmen Flüsse nicht mehr richtig gekühlt werden. Nach den letzten Störfällen mussten einige Manager zurücktreten; in Wirklichkeit gehören sie ins Gefängnis. Nur wegen ihres Profits (ihr Betriebsergebnis ist höher als das der Deutschen Bank!) riskieren diese skrupellosen Atom-Geschäftemacher täglich den Tod und das Siechtum von Millionen Menschen und kommen damit offensichtlich auch noch durch, weil Politiker vor ihnen meistens in die Knie gehen. Warum werden nach diesen ungeheuerlichen Vorfällen (die offensichtlich häufiger passieren als die Öffentlichkeit mitbekommt) nicht einfach die Verträge für die Atomschrottmeiler (hier Vattenfall) gekündigt? Natürlich hätten die Betreiber diese unter Aufsicht(!) abzubauen und ordnungsgemäß zu entsogen (wo bloß???). Sicher, Atomkraftwerke stoßen kein CO2 aus, dafür aber sind sie Mega-Zeitbomben und daher bestimmt nicht "klimaschonend". Tschernobyl ist erst 20 Jahre her und unsere Atommeiler sind keinen Deut besser, schon gar nicht, wenn sie Objekt von terroristischen Anschlägen werden. Warum wird diese alltägliche Massenbedrohung nicht endlich von der EU per Dekret verboten? Wo doch sonst jeder Dreck in Brüssel geregelt wird. Wartet man noch auf ein zweites Tschernobyl bei Berlin, Hamburg, Wien oder Paris, auf das diese Regionen dann für mindestens 200 Jahre unbewohnbar wären? Selbst wenn es durch Abschaltung der Atomkraftwerke kurzfristig zu Versorgungsengpässen kommen sollte, so kann das in Kauf genommen werden; ein Gau jedoch nicht!! Vielleicht denken die Strom-Monopolisten dann mal nach, sich ernsthaft auf Energie aus Wind, Wasser, Sonne etc. zu konzentrieren, statt aus eigennützigen Gründen ihren Atom-Euro weiter zu scheffeln, die Preise hochzutreiben und den Ökostrom-Betreibern mit erhöhten Durchleitungs- und Zählergebühren das Leben schwer zu machen. Die Atomlobby und das Geld der Stromkartelle mögen das einzige Argument sein, aber kann es wichtiger sein als eine permanent tödliche Bedrohung und unser aller Leben? Es hilft nur eines: Atomkraftwerke endlich abschalten! Auch, wenn's weh tut und "Arbeitsplätze" kostet. Nuklearsicherheit geht vor Versorgungssicherheit. Auch Sie können etwas tun: Verweigern Sie dem Stromkartell Ihr Geld. Steigen Sie aus dem Atomfrevel aus und kaufen Sie Ökostrom! Nur wenn Ihr Stromgeld in Ökostrom fließt, kann mittelfristig genug Ökostrom produziert werden, um von den gefährlichen fossilen Brennstoffen wegzukommen. Die günstigsten Ökostromanbieter finden sie hier. Ökostrom bieten bereits auch die Post, der Otto-Versand und Tchibo an. Stromkartell: Billig produzieren, teuer verkaufen _________________________________________________ Wie die Stromwirtschaft abzockt: Die EU bestätigt, dass die Stromanbieter ihre Preise künstlich erhöhen. Außerdem behauptet ein Insider, dass Händler an der Leipziger Strombörse illegale Preisabsprachen treffen sollen. Die ständig steigenden Strompreise sorgen für bundesweite Verärgerung. Seit 2000 stiegen sie um 46%. Dabei wurde der Strommarkt vor knapp zehn Jahren liberalisiert, damit die Verbraucher von niedrigeren Preisen profitieren, ähnlich wie nach der Deregulierung des Telekommunikations-Marktes. Doch das Gegenteil ist der Fall. Vier große Stromkonzerne - das Kartel von Vattenfall, E.On, RWE und EnBW - beherrschen den Markt. Im Großhandel kostet die Megawattstunde Strom derzeit um 45 Euro. Doch über den Produktionspreis schweigen sich die Konzerne aus. Das Öko-Institut hat nachgerechnet, wie teuer Vattenfall Strom im Braunkohle-Kraftwerk Jänschwalde produziert: 1,5 Cent die Kilowattstunde, das entspricht 15 Euro die Megawattstunde (MWh) - verkauft wird der Strom aber für den dreifachen Preis. Der Verkaufspreis für Strom wird von den Handelspreisen an der Leipziger Strombörse EEX bestimmt. Tatsächlich aber scheint der Preis vor allem von den Anbietern bestimmt. Die Stromanbieter halten das Angebot künstlich knapp. Durch das knappe Angebot steigen die Preise. Nach Berechnungen der EU hat das Oligopol der vier Stromkonzerne rund zehn Milliarden Euro über Erzeugungskosten eingenommen. "Solange es keinen Wettbewerb gibt, haben diese etablierten Konzerne zu viel Macht in ihren Händen", so Neelie Kroes, EU-Kommissarin für Wettbewerb. Mehr bei http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,1872,5568434,00.html http://sonnenseite.kjm4.de/ref.php?id=a6f99c51929ms57 Keine Strompreiserhöhungen bei Ökostrom _______________________________________ Wer Ökostrom bezieht, kann jetzt mit gutem Gewissen Geld sparen. Denn konventioneller Strom wird immer teurer. Die vier großen deutschen Energieversorger - RWE, Eon, EnBW und Vattenfall - wollen längere Laufzeiten ihrer Atomkraftwerke, planen neue Kohlekraftwerke und machen riesige Gewinne. Ab 1. Juli müssen die Energiekonzerne ihre Preiskalkulation nicht länger von den Bundesländern absegnen lassen. Die Folge: deutliche Preissteigerungen für Strom um über 30%. Etwa hundert Stromversorger erhöhten Anfang Juli erneut ihre Preise. Der Preis für Ökostrom bleibt jedoch stabil. Vielerorts ist grüner Ökostrom dann nicht mehr teurer als Strom aus risikoreichen Atomkraftwerken oder klimaschädlichen Kohlemeilern, sondern möglicherweise sogar billiger. Kunden sollten ihre Verbrauchermacht nutzen und jetzt den Stromversorger wechseln! Mehr Infos zu Ökostrom gibt es in unserem Energietipp http://www.umweltbrief.de/neu/html/energietipp.html Im Polarmeer droht ein neues Tschernobyl ________________________________________ Ein provisorisches Lager für Atommüll auf der Kola-Halbinsel sei in einem derart schlechten Zustand, dass es "jederzeit in die Luft gehen" könne, warnt ein bisher nicht veröffentlichter Rapport der russischen Atombehörde Rosatom, der der norwegischen Umweltorganisation Bellona in die Hände gespielt wurde. Dies könne in Nordeuropa eine atomare Katastrophe auslösen, die die Folgen von Tschernobyl noch übertreffe. Mehr bei http://www.ksta.de/html/artikel/1179819732323.shtml Den Atomkraftwerken geht die Energie aus ________________________________________ Angesichts steigender Preise für Uran warnt die Energy Watch Group davor, den Mythos vom billigen oder wenigstens preisstabilen Atomstrom aufrecht zu erhalten. Seit dem Jahr 2000 ist der Weltmarktpreis von Uran auf das 20-fache gestiegen - von 7 US-Dollar auf 136 US-Dollar pro Pfund. Die Wissenschaftler der Energy Watch Group halten Preissteigerungen auf mehrere Hundert Dollar je Pfund Uranoxid für realistisch, weil etwa ein Drittel des derzeit benötigten Urans aus Lagerbeständen stammen. Diese werden in den kommenden Jahren aufgebraucht sein. Die dann notwendige dramatische Erhöhung der weltweiten Uranförderung sei nicht realisierbar, da selbst bei hohen Uranpreisen der Höhepunkt der Uranförderung schon um das Jahr 2035 überschritten werde. Sollte es zu einem Ausbau der Atomenergie kommen, wie ihn die IEA empfiehlt, würde der Brennstoff bereits deutlich früher knapp werden. Der Weltmarktpreis für Uran ist in den vergangenen Monaten rasant gestiegen. Mehr bei http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=286547 http://www.energywatchgroup.org