Oktober 2005 Umweltbrief.org Das Gold und die Umwelt _______________________ Verunsicherung bei den Kavalieren, Ratlosigkeit bei vielen Frauen: Darf Goldschmuck noch guten Gewissens gekauft werden? Und was kostet er wirklich? Zwölf wichtige Fragen zum Thema Gold: 1 Woher kommt eigentlich Gold? Gold ist ein Metall aus der Urgeschichte der Erde. Es findet sich als Goldader an einigen Rissen in der Erdkruste und als Auswaschung aus dem Gestein in Flussablagerungen. Gold kommt in der Erdkruste in extrem geringer Konzentration vor (im Schnitt drei Gramm pro Tonne). Gigantische Berge an Gestein werden durchsiebt, um ein paar Gramm Gold zu erhalten. Das Ausmaß verdeutlicht John E. Young im Magazin Minewatch: "Der Abfall, der pro Jahr im Goldbergbau anfällt, reicht aus, um einen Müllwagen-Konvoi aus 250-Tonnern Stoßstange an Stoßstange rund um den Äquator zu bilden." 2 Wie wird Gold abgebaut? Große Konzerne bedienen sich heute zunehmend der Zyanid-Haldenlaugung. Das erfordert große Anlagen und entsprechend riesige Maschinen. Mit Hilfe der Zyanidlauge lösen große Bergbaufirmen auch geringste Mengen Gold aus dem zerkleinerten Gestein. Dabei entstehen hochtoxische Rückstände. Die Zyanidbrühe bleibt in großen Sammelbecken zurück. Häufig laufen diese Giftseen aus und verseuchen ganze Landstriche. Ein anderes Verfahren ist die Gewinnung von Gold aus Flusssand, meist mit Quecksilber. Das Quecksilber zieht den Goldstaub an und wird dann verdampft. Dabei lagern sich giftige Gase ungefiltert in der Luft und in den Flüssen ab. Allein in den Amazonas werden pro Jahr schätzungsweise 100 Tonnen Quecksilber gekippt. Zusätzlich fallen beim Goldabbau Stickstoff, Schwefel, Kupfer, Zink und Arsen an. 3 Was hat Gold mit dem Regenwald zu tun? Goldsucher dringen bis in die abgelegensten Gebiete vor, um die steigende Goldnachfrage zu befriedigen. In Brasilien wurde etwa das Reservat der Yanomani von 90.000 Goldsuchern heimgesucht. Dutzende Indianer wurden dabei von den Eindringlingen getötet oder starben an „weißen“ Krankheiten wie Windpocken und Masern, gegen die die Yanomani keine Immunabwehr besitzen. Noch wird ein Großteil des Goldes in Südafrika, Sibirien und den USA abgebaut, doch der Trend zeigt in andere Länder. Inzwischen sind auch die Wälder von Venezuela, Ecuador, Indonesien, Ghana und vielen anderen tropischen Ländern durch Goldminen bedroht. Über 70 Staaten, davon 31 in Afrika, haben bereits ihre Minengesetze geändert, um ausländische Firmen anzulocken. Von Ghana bis zu den Philippinen werden Steuern und Abgaben gesenkt sowie Umweltauflagen außer Kraft gesetzt. Der Run auf die letzten Reservate hat begonnen. In zwanzig Jahren, schätzt man, wird die Hälfte des Goldes aus Gebieten kommen, die von indigenen Völkern bewohnt und genutzt werden. 4 Wofür braucht man eigentlich Gold? Seit 1980 hat sich die jährliche Goldproduktion von 1200 in etwa verdoppelt. Von dem weltweit geförderten Gold werden rund 85% zu Schmuck und etwa 12% in Industrie und Medizin verarbeitet. Gingen 1980 „nur“ 513 Tonnen jährlich in die Schmuckproduktion, waren es 1992 schon 2300 Tonnen, die Goldmengen für Kettchen und Ringe haben sich also mehr als vervierfacht. 5 Stimmt es, dass Menschen von den Folgen der Goldgewinnung krank werden und sogar sterben können? Nach Angaben der International Labour Organisation sterben jährlich 15.000 Menschen an den Folgen des Goldabbaus. Umweltverseuchung und Vergiftungen von Menschen sind beim Goldabbau nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die giftigen Dämpfe werden von Mensch und Tier inhaliert, gelangen in Seen und Flüsse und landen schließlich auch in der Nahrungskette. Quecksilber schädigt vor allem das zentrale Nervensystem. Die Zyanidlauge ist nicht ungefährlicher. Ein Teelöffel zweiprozentiger Zyanidlauge kann einen Menschen in Sekunden töten. In den Becken verenden zahlreiche Tiere - vor allem Vögel, die durch die glänzende Oberfläche der "Giftteiche" angelockt werden. 6 Wer ist für den Goldabbau verantwortlich? Die Masse allen Goldes wird von großen Industriekonzernen produziert, und durch den aggressiven Trend zur Privatisierung steigt die Abhängigkeit von den Firmen stetig. Viele Gebiete, in denen zur Zeit noch Tausende von "kleinen Goldsuchern" aktiv sind, wurden inzwischen an ausländische Unternehmen vergeben. In einigen Ländern gibt es auch die kleinen Goldsucher, die unkontrolliert Gold schürfen. Einige arbeiten auf eigene Faust, andere in Familien oder Kooperativen. Die wenigsten werden davon reich, der Großteil führt ein Leben in Elend, Armut und Krankheit. In einigen Ländern, wie Indonesien, produzieren auch Ureinwohner Gold als Nebenerwerb zum Feldbau oder Früchtesammeln und wenden jahrhundertealte, ungiftige Methoden an. Wenn die großen Unternehmen kommen, werden die kleinen Goldsucher für illegal erklärt und - notfalls mit brutaler Gewalt - von ihrem Land vertrieben. 7 Bringt der Goldabbau den armen Ländern nicht wichtige Devisen? Vordergründig bringen die Minenfirmen Verbesserungen für den Arbeitsmarkt und die Exportwirtschaft. In der Realität ist das Einkommen für die Produzenten verschwindend gering. Eine Studie aus Venezuela ergab, dass der Bundesstaat Bolivar an seinen Goldminen in vier Jahren ganze 2 Millionen Dollar verdient hat. Der Trend geht zu noch geringeren Gewinnen für die Länder und größeren Profiten für die Konzerne. Weil die Abgaben immer geringer werden, fahren die Unternehmen "skandalöse Gewinne" ein, wie es venezolanische Umweltschützer ausdrücken. Rechnet man die sozialen und ökologischen Kosten hinzu, machen die Goldländer unterm Strich ein gigantisches Minusgeschäft. Auch den USA bringt der Goldabbau keine nennenswerten Gewinne. 8 Gibt es nicht auch schonende Methoden der Goldgewinnung? Theoretisch möglich und auch sinnvoll ist es, Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken und die Menschen besser zu qualifizieren, um die schlimmen Folgen zu reduzieren. Aber die großen Gewinne und Anreize für Unternehmen werden durch das rücksichtslose Vorgehen erst möglich. Würden die Firmen für die von ihnen angerichteten Schäden kostenpflichtig gemacht, würde sich nach ihren eigenen Aussagen die Goldförderung für viele von ihnen nicht mehr lohnen. Gold ist keine erneuerbare Ressource! Eine Rekultivierung der ausgebeuteten Erde scheint kaum möglich. Selbst im Harz sieht man die "Narben" noch Jahrhunderte nach dem Abbau - auf diesen Stellen wächst nichts mehr außer Flechten. Durch den Goldabbau werden für die Menschen Alternativen vernichtet, die langfristig viel sinnvoller wären und mehr einbringen würden, wie zum Beispiel Landbau oder Ökotourismus. 9 Die Staatsbanken haben doch auch eine Menge Gold? Kritiker meinen: eigentlich müsste heute gar kein Gold mehr abgebaut werden. Allein in den Kellern der Staatsbanken werden im Schnitt etwa 15.000 Tonnen Gold gehortet. Würde man diese Reserven wieder auf den Markt bringen, könnte der Goldabbau drastisch reduziert, wenn nicht für Jahre ausgesetzt werden. Auch der internationale Währungsfond IWF verfügt über gigantische Goldvorräte und hat schon vor Jahren vorgeschlagen, 5% davon im Gesamtwert von 40 Milliarden Dollar für die Entschuldungshilfe der Entwicklungsländer zu verkaufen. Dieser Vorschlag wurde seinerzeit vor allem auch von der deutschen Regierung und der Bundesbank blockiert. 10 Was hat mein Ehering mit der Naturzerstörung zu tun? Wer Gold kauft, sollte sich über den tatsächlichen Preis für das Kettchen oder den Armreif bewusst sein: Millionen Tonnen umgewälzter Erde, verwüstete Landschaften, Milliarden Liter vergifteter Flüsse und Menschen, die in Elend und Krankheit leben. Wie schwer der teure Glanz wiegt, beschreibt John E. Young im Minewatch-Magazin: "Die Mengen an Boden und Gestein, die umgewälzt werden muss, um das Gold für ein Paar Eheringe zu gewinnen, ergäbe ein drei Meter tiefes Loch von 1,80 mal 1,80 Meter im Garten der glücklichen Eheleute." Damit wiegt ein Ehering etwa drei Tonnen. 11 Was tut Rettet den Regenwald für die Menschen und Tiere, die unter dem Goldabbau leiden? In zahlreichen Ländern wehren sich die Menschen, die durch Goldgier vertrieben werden, gegen die Umweltzerstörung. In Panama stoppten Indianer den Goldbergbau, in Costa Rica wehrt sich die Umweltorganisation AECO zusammen mit der Kirche gegen die Goldkonzerne. In Ecuador verteidigen Aktivisten und Bewohner die letzten Bergnebelwälder. Der Verein Rettet den Regenwald unterstützt Umweltgruppen in Südamerika und Asien gegen die Goldmafia. 12 Was kann ich tun? Verzichten Sie auf "goldene Geschenke" unterm Weihnachtsbaum oder an Geburtstagen. Helfen Sie mit einer Spende für die Umweltgruppen in Ecuador, Costa Rica, Indonesien. Diese brauchen dringend Geld für ihren Kampf gegen die Bergbaukonzerne. Sie erhalten auf Wunsch für Ihre Spende eine Regenwald-Urkunde, die Sie auch verschenken können. http://www.regenwald.org/new/ursachen/golddiamanten/12fragengold.htm http://de.indymedia.org/2005/08/126322.shtml No dirty gold - Jetzt unterschreiben bei http://www.nodirtygold.org/deutsch.cfm