Juli 2010 Umweltbrief.org Innovationssperre Aktiengesellschaft ____________________________________ Würden alle Erfindungen und Patente, die die Industrie mal gekauft und in ihren Safes gesammelt hat, verwirklicht, wären unsere Energieprobleme längst gelöst. Doch ganz offensichtlich gibt es eine Innovationssperre. Im westlichen Wirtschaftssystem gibt es kaum noch echte Innovationen. Liegt es an feigen Managern oder am Shareholder value? Die Glühbirne hat Thomas Alva Edison vermutlich nicht erfunden, doch sie ist von ihm aufwendig zur Serienreife entwickelt worden, weil er viel Geld damit machen wollte, womit er dann später General Electric gründete. Gottlieb Daimler und Carl Benz haben in ihre Fahrzeuge viel investieren müssen, bevor es ein Weltkonzern wurde. Investitionen in Innovationen waren immer der Garant für den großen Reichtum von morgen. . Heute werden Innovationen von Aktiengesellschaften gesteuert. Das Wesen einer AG ist jedoch, dass der Vorstand regelmäßig Rechenschaft ablegen muss und die Aktionäre Dividenden und Renditen erwarten. Werden diese geschmälert oder bleiben gar aus, so wird sofort darüber nachgedacht, den Vorstand zu ersetzen. Der Shareholder value regiert. Die Manager müssen mehr Gewinne einfahren als auf normale Weise erzielt werden kann. Das geht nur durch Zocken an den Börsen, ein sehr gefährliches und sogar systemgefährdendes Spiel! Wenn der Konzern Pleite geht, ist das nur das Zweitschlimmste für einen Top-Manager; das Schlimmste für ihn ist, wenn er aufgrund schlechter Bilanzen und mangelnder Renditen keinen Bonus bekommt oder gar gefeuert wird. Daher kann sich der Vorstand kaum noch erlauben, über das Ende des Quartals hinauszudenken und in Innovationen zu investieren, die womöglich erst in einigen Jahren Profit bringen. Es ist meist lohnender, eine alte, uneffektive und rückständige Technik weiterzuführen und kurzsichtig den Gewinn einzustreichen. Das wirkt natürlich wie eine Innovationssperre. Alles andere ist einfach zu riskant für einen Vorstand. Für den Wirtschaftsstandort sind solche Innovationssperren allerdings fatal: Nur manche erinnern sich noch an Firmen wie SABA, Grundig, Nordmende etc., die längst zugunsten von Sony, Panasonic, Toshiba etc. weichen mussten und heute völlig aus dem Blick verschwunden sind. Das blüht nun auch der deutschen Autoindustie, die schon in sehr wenigen Jahren der asiatischen Autoindustie wird weichen müssen, weil sie sich beharrlich weigert, ihre Innovationssperren aufzuheben. Statt wie die Asiaten in die Technik des 21. Jahrhunderts zu investieren, werden laufend per Druck auf die Regierungen Verzögerungsvorteile erwirkt, was z.B. Flottenverbrauch und Schadstoffausstoß angeht, um so das Elektroauto so weit wie nur möglich in die Zukunft zu verschieben. Besonders Schwellenländer werden diese Schwäche auszunutzen wissen. Aber das ist nur ein Beispiel, denn so geht es in allen Aktiengesellschaften zu. Ahnt man denn nicht wenigstens, was man damit für die Firma und den gesamten Wirtschaftsstandort anrichtet? Antwort: Die Vorstände ahnen es wahrscheinlich durchaus, doch die nötigen teuren Innovationen will (kann) man sich in einem System von Aktiengesellschaften, Shareholder value und Boni nicht leisten – schon wegen der eigenen Stellung. Und wenn dann vielleicht in fünf Jahren die Pleite droht, ist man wahrscheinlich ohnehin schon pensioniert... Diese Haltung muss früher oder später zum Untergang des Wirtschaftssystems führen! Fazit: Eine Aktiengesellschaft ist keine zeitgemäße Körperschaft mehr, da * eine AG zu leicht an der Börse verzockt werden kann * eine AG die Manager zu kurzfristigem Denken und Handeln und damit zu Innovationssperren verleitet * eine AG dem Shareholder value unterliegt, der ganz sicher kein geeigneter Indikator für den wirklichen Wert eines Unternehmens ist. Nützlicher und zeitgemäßer als eine AG wäre eine Stiftung, denn diese kann sich keine Innovationssperren leisten. In einer Stiftung sind gründliche konzeptionelle Vorarbeiten und eine engagierte Geschäftsführung unabdingbar – völlig jenseits von Boni. Schon im Interesse des Wirtschaftssystems sollten Aktiengesellschaften in Stiftungen umgewandelt werden. Mehr bei http://www.fr-online.de/wirtschaft//-/1472780/4654840/-/index.html http://de.wikipedia.org/wiki/SABA http://de.wikipedia.org/wiki/Nordmende http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung