Juli 2001 Umweltbrief.org Das Null-Energie-Haus --------------------- Dieses Haus wird in Hamburg-Jenfeld seit einem Jahr bewohnt. Eine 20 qm große Photovoltaik-Anlage verwandelt etwa so viel Sonnenenergie in Strom, wie es für sich an Energie braucht. Durch die Vergütung des eingespeisten Stroms mit 50 Cent belaufen sich die Mehrkosten für die Anschaffung der Photovoltaik-Anlage bei ca. 2.500 Euro. (Das ist weniger als der Wertverlust der meisten Kfz im ersten Jahr.) "Die Baumaterialien sind aus Holz, Papier und Gips, das Haus ist PVC-frei." Die Regenwasser-Nutzanlage liefert kostenloses Regenwasser für die Toiletten vom Dach, statt mühsam aus der Heide gepumptes Trinkwasser benutzen zu müssen! Da durch den Hausbau der Natur ein Stück Boden weggenommen wurde, hat das Haus ein Grasdach. Wer gut dämmt, braucht nur wenig zu heizen. Ein Backsteinhaus schützt vor Wind und Wetter, aber nicht vor Kälte. Es muss sehr gut gedämmt sein, damit es mit wenig Energie auskommen kann: Zermahlenes Zeitungspapier mit Lufteinschüssen (bekannt unter "Dobry" oder "Isoflock") isoliert gegen Kälte physikalisch in derselben Weise wie ein Federbett. Diese Stoffe werden in die Hohlschicht eingeblasen und ergeben einen sehr guten k-Wert von ca. 0,1. Dreifach verglaste Fenster unterstützen die Dämmwirkung. Während der Bauphase wurde das Haus auch auf Winddichtigkeit (Blower-door-Tests) geprüft, um die Wärme nicht durch Undichtigkeiten in Schlitzen und Öffnungen entweichen zu lassen. Das durch Solarkollektioren auf dem Dach erwärmte Wasser gibt seine Wärme in einen 1,5-t-Wasserspeicher ab. Im Sommer wird in über 200 m langen Schläuchen warmes Wasser durch die Erde unter dem Haus geleitet. Diese Erde ist 2 m tief von wärmedämmenden Mauern umgeben. Sie speichert Sommerwärme für den Winter. Das Haus sitzt im Herbst sozusagen auf einem Wärmepolster von bis zu 20°C. Mit mehreren Häusern dieser Art sind bereits gute Erfahrungen gemacht worden. "Einige Scheite Holz im Kamin an sehr kalten Tagen oder während einer Kette von nebligen Tagen genügen als Zusatzheizung." Ein Sonnenhaus muss nach Süden schauen, um sich ganz der Sonnenwärme öffnen zu können. An der Nordseite hat ein solches Haus nur wenig Öffnungen. Die architektonisch einfachste Form ist ein Haus mit Pultdach (siehe oben). Da die Südseite nicht einfach senkrecht abfällt, sondern verglast schräg herunterführt, ist dem Haus ein Wintergarten vorgelagert, der das Haus mit viel Licht und Wärme durchflutet. Tag und Nacht durchströmt 20°C warme Luft alle Räume. Frische Luft wird im Wintergarten angesaugt und unter das Haus geführt, um den Erdspeicher zu durchqueren. Im Sommer wird sie dort gekühlt und im Winter erwärmt. Eine intelligente Luft-Luft-Wärmepumpe kontrolliert die Temperaturen und holt sich die Wärme vor allem aus der Abluft des Hauses. Dieser Abluft wird Wärme entzogen und auf die Frischluft übertragen. Die kalte Abluft wird aus dem Haus geblasen. So ist ein Sonnenhaus auch ein Sanatorium für Haus-Staub-Allergiker, weil die verbrauchte Luft ständig gegen frische ausgetauscht wird. Weder Öl noch Gas werden hier gebraucht. Das Null-Energie-Haus vereinigt eine intelligente, sparsame Energieverwaltung mit umweltgerechten Materialien. Nur solches CO2, das aus dem natürlichen Kreislauf entstammt, wird wieder freigesetzt. Der Bauherr hat für sein Haus eine private homepage mit Fotos eingerichtet: www.sonnenhaus-hamburg.de Das Null-Energie-Haus wurde von der Hamburger Firma Moresby erstellt. Für Fördergelder empfielt sich die Seite www.hamburg.de/solar Spruch des Monats: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann verwandelt sich das Antlitz der Erde. (Afrikanisches Sprichwort)