März 2003 Umweltbrief.org Finanziellen Schutz vor den Folgen des Klimawandels können Versicherungen nicht allein gewährleisten _________________________________________________________________________ Die Elbeflut 2002 wird für Deutschland noch lange Zeit ein prägendes Erlebnis bleiben. Allein die wirtschaftlichen Schäden betragen etwa 15 Milliarden Euro. Nur rund ein Fünftel davon war versichert. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre wurden weltweit etwa 10 Milliarden Euro jährlich als Versicherungsleistung für wetterbedingte Schäden ausgeschüttet, die unversicherten Schäden dürften sich pro Jahr auf mehr als 50 Milliarden Euro summiert haben. Mit dem Klimawandel, den wir Menschen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Wege geleitet haben, werden diese Schäden weiter ansteigen, vermutlich auf etwa das Doppelte. Jahrzehntelang wird man allerdings nicht wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit wann und wo welche Schäden zu erwarten sind; das Klimasystem verlässt ja erst gerade seinen Zustand, auf dem die bisherigen Statistiken beruhen. Gerade deshalb aber sind die zu erwartenden immensen Schäden eine Herausforderung gleichermaßen für die Versicherungsbranche wie für den Staat. Die Rating-Agentur Moody's gab kürzlich bereits einen „negativen langfristigen Ausblick“ für die Rückversicherungsbranche insgesamt. Erfreulicherweise reagieren aber große Rückversicherer – wie die Swiss Re und besonders die Münchener Rück – auf das spezifische Gefahrenpotenzial der globalen Klimaveränderung mit Umsicht und Eigeninitiative: Rückversicherer gehören zu den kompetentesten Stimmen in der klimapolitischen Debatte und setzen sich energisch für eine wirksame Klimapolitik ein. Aus den Daten der vergangenen 100 Jahre und aus vielfältigen Modellrechnungen für die nächsten 100 Jahre wissen wir auch, dass drastische Niederschlagsereignisse häufiger und intensiver werden, wenn die Erdatmosphäre wärmer wird. Denn sie gleicht einem gewaltigen Pumpwerk, das vom Meer stetig Wasserdampf hochpumpt, um dieses Wasser an wenigen Orten in unterschiedlichen Schüben wieder fallen zu lassen. Durch die globale Erwärmung wird dieses Pumpwerk beschleunigt, und die verstärkten Extremniederschläge erzeugen verheerende Überschwemmungen. Zugleich verlagern sich manche Niederschlagsgebiete, sodass in einigen Gebieten – wie 2002 im Südwesten der USA – Dürren häufiger werden. Die Menschheit ist dabei, so viel fossile Brennstoffe zu verbrennen, dass die Atmosphäre in wenigen Generationen mehr Treibhausgase enthalten wird als je zuvor in der Menschheitsgeschichte. Die Verursacher können für die durch sie bewirkten Schäden zur Rechenschaft gezogen werden. Eine Gebühr auf den von der EU beschlossenen Handel mit Emissionsrechten könnte den Fonds speisen. Denkbar wäre aber auch ein Obolus auf Benzin und Diesel. Um 100 Milliarden Euro pro Jahrzehnt anzusparen, genügte weniger als ein Cent pro Liter. Der Effekt: Europa würde befähigt, das Versicherungsgeschäft unter Einbeziehung der klimatischen Risiken angemessen weiterzuentwickeln und seine Führungsrolle in der weltweiten Klimapolitik zu festigen. Mehr bei http://www.zeit.de/2003/08/Klimasch_8aden_neuneu